Soziologie
Soziologie am Westfalen-Kolleg Paderborn ist Wahlfach in der Einführungsphase des Kollegbereichs und wird im 1. und 2. Semester 2-stündig unterrichtet. Danach – im 3. bis 6. Semester – ist Soziologie als Grundkurs (3-stündig) oder Leistungskurs (5-stündig) wählbar. Man kann Soziologie im Kollegbereich als mündliches Abiturfach im Grundkurs und als schriftliches Abiturfach im Leistungskurs anwählen.
„Gesellschaften unterscheiden sich nicht darin, dass es in einigen Konflikte gibt und in anderen nicht; Gesellschaften und soziale Einheiten unterscheiden sich in der Gewaltsamkeit und der Intensität von Konflikten. “
Ralf Dahrendorf
Womit beschäftigt sich das Fach?
„Die Soziologie wurde aus der (…) Begeisterung geboren, die Gesellschaft zu verbessern“, so der amerikanische Soziologe, Albion W. Small. Der Mensch ist ein soziales Wesen und hat im Verlaufe seiner gesamten Entwicklung immer in Gruppen gelebt. Dieses Zusammenleben tiefer zu analysieren, versucht das Fach; oder, um es mit den Worten des wohl weltweit bekanntesten Soziologen, Pierre Bourdieu, zu sagen: „Aufgabe der Soziologie (…) ist es Verborgenes (im Zwischenmenschlichen) zu enthüllen.“ Die Soziologie am Westfalen-Kolleg befasst sich mit der Entwicklung und den Zusammenhängen der Gesellschaft und versucht diese aus allgemeinen Prinzipien heraus zu erklären. Wir fragen nach dem Sinn und den Strukturen sozialen Handelns sowie sozialer Rollen und nach den damit verbundenen Werten und Normen. Wir analysieren Teilbereiche der Gesellschaft, wie bspw. Familie, Kultur und Arbeitswelt. Essentiell ist auch die Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit (in Deutschland).
Welche Ziele verfolgt das Fach an einer Schule für Erwachsene?
Als Schule für Erwachsene ist Soziologie bspw. von Bedeutung, da es die Gesellschaft erklärt, also auch warum Gesellschaft (nicht) funktioniert. Außerdem schafft Soziologie mehr als nur Grundlagen für ein Lehramtsstudium oder ein Studium der sozialen Arbeit. Am zweiten Bildungsweg ist Soziologie von besonderer Bedeutung, weil nicht nur die eigene bisherige Biografie endlich verständlich wird, sondern auch die Zukunft planerisch angegangen werden kann, weil es ganz viel mit dem Leben zu tun hat und weil man Methodenkompetenz – bspw. beim Präsentieren – erwirbt, die auch für andere Fächer und das spätere (Berufs-)Leben essentiell ist. Das Tolle an diesem Fach ist, dass man Argumentieren lernt und nicht nur Stammtischdiskussionen.
Wenn man das Fach Soziologie wählt, versteht man die Gesellschaft besser, da man Zeitungsartikel und Politikerentscheidungen durch das gelernte Hintergrundwissen besser deuten kann. Man lernt sich besser kennen, da man weiß welche Zwänge und Freiheiten man hat und kann dadurch seine Zukunft besser planen, da man um die Chancen und Risiken der Gesellschaft weiß.
Was steht auf dem Programm?
In der Einführungsphase (1.+2. Semester) befassen sich die Studierenden u.a. mit Wünschen und Erwartungen in Bezug auf die neue Schule und den neuen Lebensabschnitt und reflektieren ihren eigenen Lebensweg, ihre Bildungs- und Berufsbiographie sowie ihr familiales Umfeld mit Methoden empirischer Soziologie. Außerdem untersuchen sie Lebensentwürfe, Einstellungsmuster und Lebenschancen junger Männer und Frauen im Kontext einer sich wandelnden, multikulturell geprägten Gesellschaft.
In der Qualifikationsphase (3.-6. Semester) setzen sich die Studierenden mit grundlegenden Fragestellungen und Problemkomplexen auseinander und vertiefen Ihre Kenntnisse wesentlicher Arbeitsmethoden des Faches. Dabei unterscheiden sich die Leistungskurse vor allem durch ein höheres Maß an Differenziertheit in Behandlung und Reflexion der Themen von den Grundkursen. Auch wird in den Leistungskursen ein höherer Grad an Selbstständigkeit in der Arbeit erwartet.
Inhaltliche Schwerpunkte in der Qualifikationsphase sind:
- Leben in einer sozialen Gruppe und Sozialisation
- Rollenhandeln zwischen Anpassung, Aushandeln und Ausstieg
- Demografischer Wandel
- Pluralisierung von Lebensformen
- Wandel der Arbeitswelt
- Wandel der Familienentwicklung und Möglichkeiten und Grenzen familienpolitischer Einflussnahme
- Soziologische Dimension der Kultur
- Dimensionen, Trends, Theorien und Auswirkungen sozialer Ungleichheit
- Politische Konzepte und Maßnahmen zur Erhaltung von Lebenschancen und sozialer Sicherheit